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30. Jan. 2024

Einführung in das Agile Manifest

In früheren Blogbeiträgen haben wir die Bedeutung von Business Agility in unserer sich ständig verändernden VUCA-Welt erörtert und das Agile Mindset ausführlich erläutert. Obwohl unser Verständnis des Agilen Mindsets über die Grundsätze des Agilen Manifests hinausgeht, haben wir uns vorgenommen, eine Serie von Artikeln diesem zu widmen.

In früheren Blogartikeln haben wir uns mit dem wichtigen Bereich der Business Agility in unserer sich ständig verändernden VUCA-Welt befasst und ein umfassendes Porträt des Agilen Mindsets gezeichnet. Unsere Interpretation des Agilen Mindsets geht zwar über die Grundsätze des Agilen Manifests hinaus, trotzdem haben wir eine Blogserie versprochen, die die darin enthaltenen Prinzipien und Werte untersuchen. Das Agile Manifest liefert nicht nur unschätzbare Einblicke in die Art und Weise, wie sich ein Agile Mindset in der Praxis manifestieren kann, sondern dient auch als Grundstein für zahlreiche agile Frameworks, darunter SAFe.

Dieser Artikel dient als Einführung in das Agile Manifest, ein bahnbrechendes Dokument, das 2001 von einer Gruppe von Softwareentwicklern verfasst wurde und in dem sie ihre effektivsten Praktiken vorstellen. Das Manifest besteht aus 12 Prinzipien und 4 Werten. Es ist wichtig anzumerken, dass die im Agilen Manifest formulierten Werte besser als Wertaussagen zu charakterisieren sind, die bestimmte Aspekte gegenüber anderen bevorzugen, wobei die Bedeutung beider (!) Aspekte anerkannt wird.

In den kommenden Wochen werden wir jeden Mittwoch ein Prinzip oder einen Wert untersuchen. Da diese Grundsätze und Werte miteinander verbunden sind, ist eine lineare Darstellung allein nicht zufriedenstellend. Daher haben wir beschlossen, sie zusätzlich auf einem Miro Board (Passwort: Gladwell) zu visualisieren.

Diese 12 Prinzipien beleuchten gemeinsam verschiedene Facetten eines einzigen Konzepts: Agiles Projektmanagement. Sie bieten einen umfassenden Überblick und vermitteln ein greifbares Verständnis dafür, was Agilität in den Bereichen Personalmanagement und Produkt-/Lösungsentwicklung bedeutet.

Auf der Grundlage von Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Organisationspsychologie streben wir danach mit unserem Inhalt, den Paradigmenwechsel hin zu agilen Praktiken durch aufschlussreiche Vergleiche mit dem herkömmlichen Wasserfall-Projektmanagement-Ansatz zu unterstreichen.

Machen Sie es sich also bequem, entspannen Sie sich und begeben Sie sich auf eine aufschlussreiche Reise durch das Agile Manifest!

Teil 1 – Das agile Team: Fähigkeiten & Kultur

Das agile Team zeichnet sich durch eine Reihe von Fähigkeiten und kulturellen Eigenschaften aus, die es in dynamischen Arbeitsumgebungen hervorheben. Diese Teams sind selbstorganisiert und partizipativ (Prinzip 11), so dass jedes Mitglied einen sinnvollen Beitrag zu den gemeinsamen Bemühungen leisten kann. Offene, nicht wertende Kommunikation und Konfliktlösung haben Vorrang und fördern ein Umfeld, in dem konstruktives Feedback und Kritik im Vordergrund stehen. Dies schließt aktives und einfühlsames Zuhören ein und kann Praktiken wie die gewaltfreie Kommunikation beinhalten.

Funktionsübergreifende Zusammenarbeit ist ein wesentliches Merkmal, wobei die Teammitglieder über eine Vielzahl von Fähigkeiten verfügen, aber auch vertieftes Fachwissen in bestimmten Bereichen entwickeln ("T-shaped skills"). Sie streben nach einem gemeinsamen Ziel, was ein Gefühl der Einheit und der Orientierung fördert. Die gegenseitige Ausrichtung („Alignment“) oder eine gemeinsame Vision dienen als Leitprinzipien, die die Bemühungen des Teams auf ein einziges Ziel hin vereinen.

Selbstwirksamkeit wird bestärkt und das Vertrauen in die Fähigkeit jedes Mitglieds, wertvolle Beiträge zu leisten, gestärkt. Das Team ist reflexiv (Prinzip 12) und strebt ständig nach unermüdlicher gemeinsamer Verbesserung. Es herrscht psychologische Sicherheit, die sicherstellt, dass jeder authentisch er selbst sein kann, was Authentizität fördert und die Notwendigkeit von Fassaden überflüssig macht.

Die psychologische Sicherheit kommt einer Kultur zugute, die Scheitern zulässt und zu Experimenten ermutigt, ohne Repressalien befürchten zu müssen. Eine transparente Kommunikation ist die Grundlage, die sicherstellt, dass Informationen frei und offen fließen.

Die Mitglieder sind eigenverantwortlich für ihre Rollen, Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen, was die Rechenschaftspflicht stärkt. Dadurch wird auch eine Kultur der Eigeninitiative und Proaktivität gefördert. Jedes Mitglied sucht aktiv nach Möglichkeiten für Verbesserungen und Innovationen. Es herrscht ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung, ohne dass sich eine Person ständig zurücklehnt und ohne dass sich jemand unter Druck gesetzt fühlt, immer die Führung zu übernehmen. Stattdessen ist jedes Teammitglied in der Lage, Maßnahmen zu ergreifen, und unterstützt andere bei Bedarf bereitwillig. Dieser kollaborative Geist und die Bereitschaft, sich einzubringen, tragen zu einem dynamischen und leistungsstarken agilen Team bei.

Erkunden Sie alle Prinzipien & Werte mit uns

Einführung in das Agile Manifest & Teil 1 – Das agile Team: Fähigkeiten & Kultur

Prinzip 1: Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Lieferung wertvoller Lösungen* zufrieden zu stellen

Prinzip 2: Sich ändernde Anforderungen willkommen heißen, auch in der fortgeschrittenen Phase der Entwicklung. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden

Prinzip 3: Liefere funktionierende Lösungen* regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne

Prinzip 4: Fachexperten und das Team* müssen während des gesamten Prozesses eng zusammenarbeiten

Prinzip 5: Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen

Prinzip 6: Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Teams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht

Prinzip 7: Die funktionierende Lösung* ist das wichtigste Fortschrittsmaß

Prinzip 8: Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, das Team* und die Nutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können

Prinzip 9: Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität

Prinzip 10: Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell

Prinzip 11: Die besten Architekten, Voraussetzungen und Designs entstehen in selbstorganisierten Teams

Prinzip 12: In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

Wert 1: Wir wertschätzen Individuen und Interaktionen statt Prozesse und Werkzeuge

Wert 2: Wir ziehen funktionierende Lösungen* einer umfassenden Dokumentation vor

Wert 3: Wir stellen die Zusammenarbeit mit unseren Kunden über Vertragsverhandlungen

Wert 4: Wir schätzen es, auf Veränderungen zu reagieren, anstatt einem Plan zu folgen

*LEGENDE:

Business Value: Business Value umfasst alle Leistungen, Funktionen oder Verbesserungen, die direkt zur Kundenzufriedenheit, zum Wohlbefinden der Mitarbeiter oder zum Gesamterfolg des Unternehmens beitragen. Er umfasst nicht nur kundenorientierte Elemente, sondern auch interne Enabler, die die Effizienz und Effektivität innerhalb des Unternehmens verbessern.

Entwickler („Developers“): wurde durch „Team“ ausgetauscht, um anzuerkennen, dass agile Teams eine Vielzahl von Rollen und Funktionen umfassen können, die über die reine Softwareentwicklung hinausgehen

Iteration: Eine Iteration bezieht sich auf eine bestimmte Phase oder einen Zyklus innerhalb eines Entwicklungsprozesses, in dem eine Reihe von Aufgaben oder Aktivitäten in einem festgelegten Zeitrahmen abgeschlossen werden. In der Scrum-Methodik wird eine Iteration als Sprint bezeichnet und dauert in der Regel 2 bis 4 Wochen, in denen eine Reihe von priorisierten Arbeitselementen abgeschlossen wird.

Lead time: Als „lead time“ wird die Zeit bezeichnet, die eine Aufgabe oder ein Projekt von der ersten Anfrage oder Konzeption bis zum Abschluss benötigt, einschließlich aller erforderlichen Prozesse und Schritte.

MVP (Minimum Viable Product): Das MVP ist eine grundlegende, funktionsfähige Version eines Produkts oder einer Dienstleistung, die wesentliche Funktionen enthält, so dass es eingesetzt oder freigegeben werden kann, um frühes Feedback von Nutzern oder Kunden einzuholen.

Software: wurde durch “Lösung” ersetzt, um auszudrücken, dass Agilität nicht nur für die Softwareentwicklung gilt, sondern für jede Art von Wert, den ein Unternehmen dem Kunden bietet.

Geschrieben von Julia Heuritsch, SAFe Practice Consultant & Agile Coach